Prof. Dr. Rainer Nonnenmann (HfMT Köln)
Die Quadratur des musikalischen Kreises
Aspekte des Streichquartett-Schaffens zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Der besetzungstechnisch klar umrissene Kreis des Streichquartetts hat seit Ende der 1960er Jahre nahezu unendliche Entfaltungsmöglichkeiten sowohl ins Innere des Klangs als auch nach außen in Raum und Zeit erfahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg brach die Avantgarde zwar mit traditionellen Tonsystemen, Satztechniken, Form- und Gattungsmodellen. Doch seit den epochalen Quartetten von Scelsi, Kagel, Ligeti, Crumb, Lachenmann, Rihm, Nono und vielen anderen, dient das Streichquartett gemäß seiner langen Gattungstradition vielen Komponistinnen und Komponisten wieder als spezielles Labor für Erkundungen, Spekulationen und Experimente. Ausgewählte Werke geben einen Überblick über zentrale Entwicklungen und Aspekte des jüngeren Quartettschaffens: Transformation durch Elektronik, Multiplikation der Vierstimmigkeit, Spatialisation der Instrumente, Applikation zusätzlicher Instrumente, Singstimmen, Licht, Texte, Medien, Aktionen und Szenen, sowie alternative Umsetzungen der für kammermusikalisches Zusammenspiel zentralen Kommunikation.